The Hartlib Papers

Title:Tract On Origins Of Capuchin Monks, Part 1, [Iohann Seifert?], In German, Latin & French
Dating:1641
Ref:59/7/1A-12B
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               Der Capuziner
                    dz ist
     Ein tractòtlin; Inn welchem beschrieben ist:
       Der Vrsprung von den Capuzineren; vndt
          dero Gelübden, Reglen, <D> disciplin,
            So hierinnen Erörtert werden.
               vndt zwaar
     Erstensz Inn Französischer Spraach beschrieben,
       durch herren Petrum von <des> Moulin, dieneren
         am wort Gottesz zu Sedan,
          Iezo aber So viel möglich, von
                Einem Evangelischen
                    verteutschet.
               1. Timoth. cap 4. vs. 8.
Die leibliche vbung[umlaut on v] ist wenig nutz, aber die Gottseeligkeit ist zu allen dingen Nutz, vndt hat die verheiszung dieses, vndt desz zukünfftigen lebensz.
               ANNO CHRISTI
               MDCXLI
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               An den Gaistigen leser
Weÿl mir Inn dem vbersetzen, durch discursen, Ein vndt anderer Einwurff, der Cappuziner halber, ihr thun zu Rechtfertigen, vorkommen, alsz habe Ich meine gethane antwort, auch Appendicis loco herbeÿgesezet, zu bezeugensz dz Ich Inn der lehr wider die Gottszlòsterliche Bettelmönch mitt den Reformirten gantz Einig Seÿn. Ich habe Etliche phrases gebraucht, die zu lòcherlich lauten welten; allein die vrsach ist, dz Ich beÿ desz Pòbstlichen Bienen Korbsz Meister bin Inn die Schul gangen. Esz heiszt doch omne tulit punctum, qui miscuit utile dulcj. Vale, et veritati faue.
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               Vorrede.
Esz Sein Inn diese Statt frembde oder newe gòste angekommen; die da Sein Ein gar Selzames beÿspiel Sonderlicher bescheidenheit, vndt Einfallt. Die höfflichkeit Erforderetsz, dz man ihnen Eine kleine verEhrung thue., die Ihnen nit vnNützlich were. wol. Ich weisz aber nit Einige dergleichen verEhrung ausz zu Sinnen, dich Sich beszer auff Solche Personen, Einer So absonderlich auszerwehlten hohen, vndt vberheÿligen Profeszion, anmaszen # <right margin: # Schickhte>, alsz dz Ich ihnen vberliefere[altered], Eine beschreibunge, von ihrer herkunfft, Continuation, vndt fortgang ihrer Tugenden.    Ausz vrsachen weÿl der fromme Pater Ioseph, Inn Seinem Buch, wider meine Dreÿ Predigten, mich Nennet Schalckhsznarren, tòschengòuckhler, vndt betrieger; Nun ist Esz aber Ein Regell der Christlichen liebe, dz wir vnsz verbunden Erkennen, gutes für böses zu vergelten. Zu deme So Stehetsz nit, ausz Einer Einigen thethandtlung Ein vrtheil, vber[umlaut on v] die leute # <right margin: # zu fòllen.>. Ich musz mich auch Sein die Scheinheiligkeit der tugendt desz heÿligen vattersz, So Seine tugendt Ein wenig hiebeÿ gesezet, vndt den zorne hitzig auszgestoszen # <right margin: nit Irren laszen.>. Merckhlichen ist Esz, dz dieser guter Cappuziner, Inn Einem gebettlin, So Er beÿ dem galgen, Einer armen huren, die gehenckhet worden, zum trost vorgesprochen, Selbige arme Sünderin, ausz [bottom right: A.]
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besonderlicher leutseligkeit, Seine Schwester genennet hat. Aber warumb Nennet Er Eine arme huren Seine Schwester? Darumben: dz der würdige Vatter Franciscus, der Patron aller <left margin: picas> Capuziner, die hòtzen, oder alsteren, hewschròckhen, vndt Schwalben Seine Schwesteren genennet hat. Vndt durch EbenMòszige klugheit, hat vnser heÿliger vatter Ioseph, gemelte arme Sünderinen vermahnet, weÿl Sie Margarethe hiesze, Solte Sie Ihre Seele anbefehlen der heÿl: Margarethen, die ihregleichen nit auff Erden hette, vndt wegen ihrer heÿligkeit, Eher gen himmel kommen, alsz Sie Ie malen auff Erden Recht bekenndt worden. Vndt Nach[altered] So bitten wir ihne, beÿ Seinem So hochErlauchteten gemüth <gethaner Seiner beweisnus Seines So hl. Geistes> durch deszen getrieb Er vnsz # <left margin: alle> Inn die hölle verdammet, dasz wir ihnen gesellschafft leisten Solten; So woll Er Sich doch Ein klein gedulden, vndt Sich nit verdrieszen laszen, wenn wir zu Schuldtpflichtiger Erkandtnusz, vnsz So liebreich von ihme geleisteter freundtszdiensten, an ihme[altered] anweisung thun, an diesen kleinen Tractat, So wirdt Er da sehen den vrsprung Seines Ordensz, vndt deszen hochheÿligeren wunderwerckhen, So von den vòteren der Capuziner also herrlichen gethan worden, dz auch die Apostell Selbsten beÿ weiten nit könden, darzu hinan gelangen. Vndt der günstige leser Soll # <left margin: darumben> finden solche auszgesonnene, vndt fürbündige, E lustige, vndt kurzweilige fantastereÿen, die gaer nit tüglich Sein, Einen zum heÿligen Solches gestallt zu machen. Aber man Musz dieses wörtlin heÿlig, Inn dieser Seeligen zeit, verwandtlen, Inn Ein Solches bedeutnüsz; mitt deren Man kan zu verstehen
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geben, Eine Seraphische, vndt vnbegreifflich-hohe heÿligkeit: die da bringet besitzunge Eines gantz darnider geschlagenen geistes. Vber dz Sag Ich zu beÿ Erzehlung[altered] Solcher dinge, da Ich wol mich Erkühne Einem lachensz genug zu machen, wo man, So Ichsz Recht Erwege nit vielfaltig mehr Vrsach nehmen soll, zu trawren, vndt groszem mittleiden beweget zu werden. Dann Man kan Ia Seinen groszen Iammer Sehen, dz die Christliche Religion, von voriger vndt Erster ihrer gestallt, gantz Inn Ein So hòszlichsz bildt verwandtlet ist, vndt dz arme völckhlin abgewandt wirdt, von der Rechten # <right margin: # wahrheitsz-> lehre, der Rechten waaren heÿligen, vndt dero Reinen Predigern. Der Vatter aller barmherzigkeit, wolle Ia Erbòrmensz haben, mitt dem armen volckh welches Inn so groszen Schlamm desz Irrthumsz gestürzet ist; vndt wölle gedenckhen Inn Seinem Eifer an vorige Seine [one word deleted] <#> <right margin: # langmuth>, zu Erlösung So vieler tausend arme Seelen, die da mitt falsch Erdichteter heÿligkeit, von ihrer Ewigen wolfahrt abgehalten werden; vor deren augen die H. Schrifft ist Ein gantz verborgenesz, vnbekandtesz, vndt mitt Sieben Sigelln verwahretes buch. Zwaar mein vorhaben Inn diesem tractat gar nit ist, die herren vòtter zu Erzörnen, oder iniceriren; Sonder Sie viel mehr zu vnterweisen, vndt ihnen mitt der[altered] fingeren zu fühlen zu geben, wie weit
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Sie doch von der Rechtschaffenen heÿligkeit abgesonderet Seÿen: auch ihnen ferner[altered] dar zu thun, dz Inn deme Sie Meinen, Sie wollen mitt ihrer heÿligkeit, höher, alsz abraham, Moses, vndt alle anderen heÿligen, hinan kommen, die da keine Solche opera supererogationis, dz ist vbermòsziger genugthung gethan, Steigen; vndt gehen doch den höllen weg vor allen, viel mehr Eine lasterhafftigkeit, Inn deme vielen laster Ertròglicher weren, alsz dieser leuten gleisznereÿ. Gott wölle ihnen doch die augen öffnen; dz Sie lehrnen Erkennen, wie höchstgefòhrlich Esz falle, mitt Seiner Maÿestet Spielwerckh zu treiben; vndt dz Sie mitt Einem Erschröckhlichen Richter zu thun haben; welchen Niemand kan betriegen, der die herzen vndt Nieren Prüfet; vndt vor deme Nichtsen verborgen ist.
                 Ende.
          Register der Capitell.
I. Von dem Mönchischen ordenszleben, vndt deszen Profeszion Innszgemein.
II. Von den bettellmönchen, vndt dero gelübdten, ihrem vnterscheidt, gegen die Iesuiten .
III. Vom vorzug, vndt herrlichkeit, Iederen ordensz der bettellmönchen, in specie.
IV. Von den Namen Minorum, et Minimorum, vndt der observanz ihrer ordenszreglen wegen ihrer frommkeit.
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V. Von hertigkeit, Des lebensz, vndt disciplin, der Capuziner: Erstlich von ihrem habit,
VI. Vnterschiedtne art zu Casteien, die Inn der Capuziner observanz vblich[umlaut on v] zu welcher Sie zum theil durch die Ordenszreglen, vndt gelübdte, verbunden Sein; anderststheilsz aber, ausz Eigenwilliger heÿligkeit, Sich verknüpfft machen.
VII. Von der Capuziner Baalitischem gaiszlen, vndt Peitschen.
VIII. Von der Capuziner buszfertigkeit.
IX. Von absonderlichen actionen, welchen die Capuziner auch Ein H. # <right margin: # heiligkeit> zu meszen.
X. Von dem Namen, welchen die Capuziner, So Sie Profess thun, anNehmen müszen.
XI. Von der Weise wie Sie Profesz thun.
XII. Observanz ihrer gelübdten. # <right margin: # Wz hierbeÿ zu Merckhen.>
XIII. Gottlose antwort, So der Prior dem Ienigen gibt welcher Profesz thut.
XIV. Dz die leibesz Casteiung <so> mitt geiszlen geschieht, kein heiligkeit Seÿe
XV.   Dz Solche Casteiung,voller gleisznerischen[altered from gleisnereÿ] heucheleÿ steckhe.
XVI.   Von dem viesierlichen gauckhellwerckh der Cappuziner, So Sie Inn Ihrer versamlung <right margin: # Gegen[altered] die Recollecten> # brauchen, beÿ Erster anziehung der Cappen. Item warumb Sie Inn der Mesz, baldt grün, baldt roth, baldt violbraun gekleidet Sein.
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XVII. mitt wz mittlen von Papst Innocentio III. Bruder Franz, die bestòtigung, Seines ordensz Erlanget.
XVIII. Von der vnauszsprechlichen demut, gedult, vndt anderen denckhwürdigen thaten, Bruder Franzen.
XIX. Grosze belohnung, die der H. Franz wegen Seiner demuth bekommen; vndt <von> Seinen 5. wunden.
XX. dz vnter Solcher Scheinheÿligen demuth desz    Franzen, Ein vnglaublicher hoffartsz Stoltz, # <right margin: # teufell> versteckhet Seÿe.
XXI. Der Innhalt der Reglen vndt Constitutionen Bruder Franzen.
XXII. Dz die H <schrifft> fòlschlichen angezogen, vndt verdròhet ist, auff S. Franzen Regeln,
XXIII. Von armuth vndt Reichthumb.
XXIV. Vom gelübdt Eigenwilliger armuth, vndt verhaszter Betteleÿ: vndt von den vbrig genugthungszwerckhen.
XXV. Von der Bruderschafft der Cordeliersz; auszgezogen ausz dem buch, deszen titul ist; Thesaurus indulgentiarum, Fraternitatis Cordeliriorum S. Franciscj; ex Italico in Gallicum translatus; vndt von Canonisation desz Francisci, vndt Ignatij Loylæ.
               Ende.   
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                    Cap. I.
<right margin: (a) Du solt lieben Gott deinen herren von gantzem herzen, von gantzer Seelen von gantzem gemüth, vnd von allen kròfften. Luc. 10.>
     Von dem Mönchischen Ordenszleben, vndt deszen
          Profeszion, Innszgemein.
     Der Mönchen Profeszion Innszgemein, gehet dahin, dz Sie vorgeben, Sie thüen, gute werckh, vberflüssiger[umlaut on v], vberrestierender heÿligkeit: Ist So viel gesaget, alsz ob Sie vollbròchten Solche dinge, die Inn ihrer wirckhunge, mehr fürtrechlichkeit, vndt mehreresz vollkommenesz hetten, alsz von Gott, vndt Seinem gesetz ist gebotten. Esz heiszet Sagen: Gott mehr alsz dieses: Gott von gantzem herzen, vndt von allen kròfften lieben: oder ihme dienen <(a)>. Ob wol dieses von Gott Inn seinem gesetz ist gebotten. Sie dienen (:wie Sie Sagen:) Gott mehr, alsz ihre kròfften vermögen: Sie Sein viel tugendthaffter, dann Gott selbsz von ihnen forderet. So Einer gefunden wirdt, der da Profeszion thut, mitt mehrerer hòrtigkeit Sich zu Casteien, alsz andere, von deme Soll man glauben, dz Er mehrere heÿligkeit gewürckhet, vnd gröszere krafft getragen, alsz Ie irgendt Solten Seiner Sünden verschuldet haben: vndt also noch zum vbermaasz von ihrer genugthung, anderen mitt zu theilen haben. denn der Pabst hat diesen vberflüszigen[umlaut on v] Schatz, Inn dz grosze Steuerhausz[altered] der Kirchen zusamen geklaubet, vndt vnter dz volckh, mit behuff der abblaszbriefen auszgetheilet.
     Durch diese opera supererogationis, vnterstehen Sich die mönche, alsz auff Einer leiter, vber[umlaut on v] alle hochheit desz himmlischen lebensz, auffzusteigen: mehr alsz alle andere, geringere heÿligen, die vergnügt waren, dem gesetz Gottesz (:respectivè:) Ein genügen zu thun; Sonder fernere Einbildische Rhumsüchtigkeith[altered].
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Diese von den Mönchen also gesuchte himmellszleiter, wirdt von den Schullehreren, oder Doctoribus, aureola[altered], dz ist die güldine genandt. Auff welcher die heÿligen Abraham, Iacob, Samuel, David, etc. Niemalen gewesen, ausz vrsachen, weil Sie keine opera supererogationis gethan haben.
                    Caput. II.
     Von den bettellmönchen, ihrem vnterscheidt, vndt
          gelübdten, gegen die Iesuiten.
Esz ist aber zu wiszen, dz 4: Sorten der Bettellmönchen Sindt; Nemlich Fratres Minores, Cordelierij Gallicè dicti; die Prediger, Sonst Iacobiner, vndt Dominicaner genennet: Darnach die Carmeliten: vndt die Augustiner. Diese Sein Inn ihren gelübdten, fürnemblich, auff .3. Stuckh verbunden: (1) Erstlich ist dz votum paupertatis. Krafft deszen Sie für Sich Selbsten Inn Person Nichtsz besitzen dürffen: ob Sie wol Innszgemein allen vberflusz[umlaut on v] haben: item (2) Sie geloben Ewige Keuschheit, wie Sie Esz Nennen; weÿl man denckhen Solt, Esz köndte kein keuschheit Imm Ehestandt Sein! (3) Geloben Sie, obedientiam perfectam. Krafft deszen Sie Sich verbinden, Sie wollen ohnangesehen Göttlichen gesetzes, viel mehr Inn obacht Nehmen, wz der Ordenszstiffter, ihrer observanzien vnd Regeln gesezet hat; vndt gehorsamen allen befehl ihres Pater Gardian; oder Obristen ihres Convents[altered]; Fürtersz dem General desz Ordensz, vndt vor diesen allen dem Pabst.
     Die Iesuiten, bettlen vnterdeszen Nicht, vndt haben <right margin: Ribadeneira. Vit. Ignatij. lib. 65. cap. 22. Hæc societas; clericorum est religio; non Monachorum> abgeleget, alle der Minoriten ihre austeritòt, vndt wöllen keine Mönnich genennet werden. Sie Sein an füszen wol beschuhet, vndt am leib fein Reinlich, vndt warm bekleidet, ligen auch auff weichen betten, confer Amos. 6. vs.1. seqq. usque 7. vndt die vnter ihnen Patres heiszen, So die Oberheupter Inn dem Collegijs Seindt; die Eszen dz Niedtlichste, vndt bemühen Sich, wie Sie groszen Reichtum zusamen Stehlen könden. Zach. 5. vs. 3. Obwolen Ignatius Loiola Ihr Erster Stiffter hat gebettlet: zwaar geloben Sie auch Ewige keuschheit ihr lebtagen.
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Aber der[altered] Iesuiten vornembstes gelübdt, vndt deszen Sie Sich am Stòrckhsten halten; Ist dz gelübdt obedientiæ cæcæ: Krafft deszen Sie Sich verbinden müszen, zu gehorsame, aller dinge, So von Ihrem Obristen ihnen aufferleget wirdt Werden. Sonder nachfrag: ob Esz gut oder böse Seÿ. Dann sie wöllen dz man alzeit præsumire, der Superior gebiete Nichtsz, denn, nur, dz guten. welcher blinde gehorsam vielen hohen heupteren, den kopf hat abgeriszen; fürnemlich, dem vortrefflichsten Printz Wilhelmen von Vranien, Groszvatteren desz herzogsz von Boüllion: So zu delff Erstochen ist, durch Baltsar Gerd, ausz der France Conte, welcher darzu angetrieben wardt, Solchsz zu thun, durch die Trierischen Iesuiten: darvon man den Criminòl Process annah Inn hollandt befinden thut. Dann Sie grundtlich vorgeben # <right margin: # wöllen>, man könde ohne Gottesz befehl nichtsz thun, Gott aber lasz nit zu, dz der Superior von ihnen, wz Solte gebieten, So Göttlichem gebott zu wider. Dann also Spricht Iulius III. Pp. R Inn der Bulla, So Ribadeineira Sezet In Vita Ignatij: Christum (:Iesuitæ:) in præposito præsentem agnoscunt. Dz ist, den præpositum Erkennen die Iesuiten, an Statt desz herren Christi für ihren Meister.
     Die Cappuziner aber gehen mitt der Sachen Etwz Seuberlicher vmb. Sintemalen Sie Sich verbinden, ihren Oberen Inn allem zu gehorsamen, auszgenommen, die Sünde. Zum Exempell: So Pater Gardian Sagte: Er Soll dz kraut vnter Sich vber[umlaut on v] pflantzen, dz die wurzell Inn die höhe stundt, oder den Speichell Eines anderen Capuzinersz ausz zu tretten, oder Strohstopplen zu Pflanzen, vndt mitt dem begieszkrug So lang besprizen, bisz Esz anfieng wachsen, So musz der Bruder Capuzin gehorchen; Sintemal Solche Stückhlein gehören, die gehorsame Eines Mimenbrudersz zu probiren.
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          Caput.    III. Von vorzug vndt herlichkeit
               Iederen Ordensz der bettellmönchen in Spec.
Ieder Orden der bettellmönch hat Sonderliche Freÿheiten, vndt vorzug, So Ihn berühmt machen Solle. Zwaar die Carmeliten haben vor allen anderen orden disz Privilegium; dz Sie nit dörffen Imm fegfewer Sein, nach ihrem todt lònger, alsz bisz den Nòchstfolgenden Samsztag:
     Der H Antonius, # <# aber nit der Ienig mitt> mitt der Sawglockhen, So[altered] dz leben Sti. Dominici, desz Prediger Ordensz Stifftersz geschrieben, meldt, dz der H. Dominicus habe Inn Einem gesicht, den himmell offen, vndt Ein grosze menge der mönche, Im Paradisz gesehen: Er hatt aber kein darunter funden, So Seines ordensz gewesen, worob dieser H Mann angefangen bitterlich zu Weinen, aber der H. Christus habe ihn getröstet, vnd hab ihm Ein grosze Schaar der Iacobiner[altered] gezeiget, die vnter der H Marien Rockh <left margin: # an zu deuten> Seÿen verstòckhet gewesen #, Esz Seÿ Sonst kein anderer Ordenszmann zu dieser Ehr verstattet worden: da denn zu merckhen, dz dieser Antoni, Erstensz bischoff zu Florenz geweszt, Canonisiret wurdt, durch Clement. VII. Pp. R Anno Christj 1523. vndt dz der Pabst Inn der Bulla Solcher Canonication gutheiszet vndt bestòtiget, gemelten Antonij Seine lehre; vnd groszen abblasz Ertheilet, den Pilgramen, die deszen reliquien besuchen; diesz wirdt beschrieben durch Theodoric, Inn Vita Dominici, So durch Surium angezeichnet.
     Aber die Minoriten vbertreffen alle anderen Orden, mitt ihren indulgentien, die durch die Pòbste, dem gemeinen Franciscaner hauffen bestòtigt Seindt: [deletion in bottom left]
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     Die Iesuiten haben Solches verachtet, vndt schimpfeten [right margin: A.] darvon, dz Sie Solten Solchen Schaz vom Pabst begehren. Pabst, Sixt. der V. Anno 1586. den 7. Maj. hat vergönstigt, [right margin: B.] dz die Cordelier von S. Franzen, möchten 5. maal Ein Pater <Nost.>, vnd So viel Ave Maria Sprechen, am Palmsontag vndt S Iohannisz Evangelistæ. Wenn Er mitt dem güldenen hammer, die abblasz Porten Öffnet, vergebung aller Sünden, Ia noch mehr, Einige Seelen ausz dem fegfewer zu führen, vnd ist disz Privilegium confirmiret, durch gegebne briefe, Selbig Pabsts[altered], auff S. Maryentag, den 9. Augusti folgendesz Iahr hernach.
     Zumerckhen dz der abblasz; nach auszag desz Rosarij der Bernhardiner, vermag, Esz hab S Franciscus Erhalten, gewiszen abblasz, Inn Einer kirchen zu Anges <right margin: zum H Engeln> alldar[altered] Ein Kirchen Stehet zur Ehren Mariæ, Portiuncula <right margin: C'est[altered] la ville oú S. Fran est ne en la Duché de Spolete.> genennet: dz alle die So gemelte Kirche besuchten Sollten verzeihung aller Sünden haben, da doch der herr Christus Solchsz dem Francisco, nit hab wollen verstatten, alsz mitt diesem beding, Er solte hierüber, von dem Pabst Eine Bestòtigung Erlangen[altered].
     Noch Eine von den Prærogativen dieser bettelleuten [right margin: C.] ist auch diese: dz der habit desz Francisi, vndt Dominici, Seÿ So gut, alsz die H. tauffe; vndt dz mitt diesen Mönchszkappen alle vorher begangenen Sünden, auszgetilget werden. Dahero kommet, dz viel fürsten vndt herrenstandtsz Personen; Inn ihren lezten todtszzügen, Sich Inn Ein Cordelier, oder Sonsten anderes Capuzinerkleidt, Einwickhlen, ihr Sünden, damitt ausz zu löschen. Vndt Sich darinnen begraben laszen.
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Esz ist auch vnter allen anderen Mönchsorden, kein Einiger zu finden, welcher höher gewürdiget, vndt vor Gott glorificiret Seÿe, alsz der Franciscaneren, Sintemal Er Imm höchsten thron, Engelischer heerschaaren einquartieret ist. Esz werden von der Römischen kirchen Sonsten Neun herrschafften, verscheidener Englischer herrlichkeit, Erdichtet. Die[altered] höchste vnter diesen Ordtnungen Solcher herrlichkeit ist der Seraphin, die ander der Cherubin, allein S. Franciscus gehöret vber die Cherubin, vnter die Seraphische Englische Geistern. Inn Maszen obgemelter S. Antonius in Vita Francisi lehret, cap. quidem 1. Da Er Sagt, dz die wort Psalm. 18. vs. 11. nit allein vom herren Christo, Sonder auch von Francisco zu verstehen. Weÿl Solcher vber die Cherubin Erhoben. vnd an bemeltem ort, Spricht Anton. Dz die Sechsz flügell der Seraphin Sein die Sechsz vollkommenheiten, desz Franciscj. Inn diesem hohen graad Seiner Ehren, Sihet Er vnter Sich daniden, Neun andere heerschaaren, oder Engelen, vndt anderer heÿligen.
[left margin: D.]     Der H Bonaventura, Ein Oberster vnd Cardinal ausz der Capuzziner orden, lehret gleichmòszig So, wie Ich hernachmalen, will darthun.
[left margin: E.]     Nicolaus III Pontifex Rom. Decretali. Exit qui seminat. Sagt: dz wenn der H Christus Redet, vom vierdten theil desz guten Samensz, der auff Ein gut landt fiele, dz dadurch die heÿligkeit, der Minenbrüdern zu Verstehen.
[59/7/8A]

     Eben daselbsten, alsz der Pabst, desz Franciscj [right margin: F.] allerheiligste Reinen vndt vollkommenheit beschreibt, Sagt Er, Franciscus hab keinen Beutell gehabt, vnd <right margin: blasphemie> dz an ihme die Ienige werckh, vndt Empfindtlichkeiten menschlicher Schwachheiten, So der H Christus gefühlet, an Francisco nit Seÿen, zu finden gewesen: Da der H Christus diesen 2. gebrechlichkeiten vnterwürffig gewesen, das Er Nemlich Ein gelltbeutell mitt Sich geführet, vndt zu zeiten vor Seinen feinden, mitt der flucht Sich salviret. Inn diesen zweÿen Stückhen hat Franciscus Christum vbertroffen.    Allegata ad hoc
                    caput.
T: Le thresor des Indulgences, du cordon [right margin: A.] de S. Francois. p. 119. Item, par chaque iour iusquà la nativité de nostre Dame. il y a huit cens soixante cinq mille ans, et cent soixante deux ans, et cent iours de Indulgence et remission de la troisiesme partie des pechez, accordee á plusieurs Eglises. Inprimè á Roven Chez Thomas Daré; rüe aux Iuifs pres le palais[altered] l'an 1614.
     Cela se trouve au livre des Indulgences, [right margin: B.] de la confrairie du Cordon, imprimè a Paris, Chez Iean le Bone, au Mont S. Hilaire, à la Diligence
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[left margin: C.] Antonius in Vita Dominicj. Cap. 1. ß. 1. Statum regularem sub Didaco Episcopo apprehendit, ut alterum Baptismum. Thomas. 2. 2. q. ult. art. 3. Et in 4. sentent. Distinct. 4. q. 3. art. 3. ß ad Tertium. Bellarminus libell. De Monachis. C.8. ß. Denique. Eman. Sanct. Aphoris. in Verbo Religio. [left margin: D.] Sex alæ eorum sunt sex perfectiones, quibus ornatus fuit Beatus Franciscus! De Verborum Signific. in VI.   [Aliud? altered] mite cor et Docile terra bone[altered] suscepit, [left margin: E.] hoc est Fratrum Minorum Religio.
[left margin: F.]     Christus etiam egit infirma, sicut interdum, ut in fuga patet, et loculis.
                    Cap. IV.
          Vom Namen der beÿderleÿ arten der
               <left margin: # observanz ihrer> Minenbrüder, vndt der # Ordenszregel
          wegen ihrer frommkeit.
Die Minnenbrüder von S. Franzen Orden haben ihren Namen also, von dem verminderen welches ist Ein anzeigung ihrer Nidrigkeit. Aber Esz ist noch Ein anderer orden von Mönchen auffkommen, durch Stifftung, Bruder Frantzen ausz Calabria[altered]. Welcher heiliger mann soll gelebet haben zur zeiten König hei Ludwigen desz XI. Etwan vmb dz Iahr Christi 1483.
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Dieses Ordensz Mönche, Meinen Sie thun dem gesez der demuth nit genug, wenn Sie Sich Minores Nennen lieszen, wöllen derenthalben minimi geheiszen werden. Dieser mönchen vnschuldiges gantzes leben, bestehet Inn Stòtigem fasten, oder abstinenz, von beÿ ihnen verbottenen Speisen. Durch diesen Scheinheiligen titull, haben Sie vorzuwenden, dz Sie gerechtigkeit haben, dz allmosen zu samlen, weÿl Christus Matthai ia Spricht; vs. 42. [right margin: ist Ein auszlegung von dem Satan.] quicunque minimorum etc. Esz hindert Sie aber dieser Spruch gar nit, wein Inn dem allmosen zu Empfangen; obwol der herr Nur blosz von dem frischen waszer geredet.
[right margin: Ich hab Sein Grab gesehen, vnd So waar dz Gott der herr lebet, So hòtt[altered] kein könig Einsz Solchen grabsz Sich zu schòmen: zu deme dz seÿne gethane wunder werden höher sein gehalten alsz Christi: wie die bilder Imm Creuzgang daselbst zeugen.]
     Esz ist aber wol anzumerckhen, dz Inn der Mesz desz H Fra. Paulj, So zu toursz begraben, vndt zu Seinen Ehren, den 2ten April Iòhrlich gehalten wirdt; der Priester Nach der Communion lieset, mitt heller Stimm diese wort ausz dem Evangelio; quod vni ex minimis. d. cap. Matth. Alleluia. Denn Sie Bilden Sich Ein, dz Christus am tag desz Gerichtesz; ihnen dz wort thun wirdt, diese Clausel findet Sich gleichwol Sonst Nicht, Inn den gebreüchlichen Missali. Sonder Esz ist Ein besonderes Meusz Meszmaal, für die Brüderlein Minimen, die Sie zur Nachricht haben laszen, druckhen.
     Dz wir aber Iezo wider auff die Minoriten, kommen, So Sein derselbigen vielerleÿ hauffen. [bottom right: B.]
[59/7/9B]

     Alsz die observanzen, Recollectiersz, Cappuziner;
     Esz ist vnter deszen wol Ein zeit gewesen, dz man von den Cordelieren Nichtsz gewuszt. Da Sichsz aber gebag begab, dz diese Cordelier Etwz Inn viel sachen faul waren, vndt dispensation Suchten wegen vollkommener haltung, der alten Reglen S. Franciscj, vndt vieler anderer Sazungen ihres ordensz, haben Sich die Cappuziner gegen Sie herfür gethan, vndt gleichsam Entgegen gesetzet, die Iezo von Meniglichen hochgehalten, vndt für sondersz heilig geachtet werden. Die Sich Iezo darfür auszgeben, dz Sie die ganze Regell vnverbrochen halten. So gleichwol von ihnen also nit geschihet. Denn die Regell von H Francisco will haben, die Minoriten, Sollen handtarbeit thun, so aber von Capuzineren nit geschihet.
                    Caput. V.
     Von hertigkeit desz lebensz, vndt disciplin der
          Capuziner, vnd erstlich von ihrem habit.
Die Cappuziner gehen gantz baarfusz, oder mitt hülzerinnen, vndt also genenneten Apostellsz Schuhen, So den Sein Nur von Solen, mitt bònderen, vber den fusz zusamen gefaszet, doch dz der fusz oben blosz Seÿe. Sie haben Sonst von kleideren Nichtsz, alsz Einen langen groben Sackh, mitt Einem kleinen vberröckhlin[umlaut on v], daran hinden Eine Spitziger gugell[altered]; die andere von den Minoriten, tragen Ein Runde Cappen, von form alsz die Begeinen Sonsten, oder die Bethschwesteren gebrauchen /
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leinerne, oder andere hembden, dörffen Sie keine auff dem leib tragen, Schlaafhosen ziehen Sie alleinig an, So mutanden von ihnen geheiszen werden, So Sie gleichwol abstreiffen, So Sie Sich gaiszlen, zweierleÿ habit zu brauchen, alsz Etwan hosen, Strimpfe, vndt zugemachte Schueh, wie andere leut, vndt Sonsten mitt Einem lederinnen Riemen gegürtet werden, ist beÿ ihnen Ein todtsünde.
Gleichwol die legenden von S. Francisco, die durch Bonaventuren beschrieben, vndt von S. Antonio <right margin: Bonavent. apud Surium pag. 34. Anton. pag. 722.> angezeichnet, vnd durch Iacobum de Voragine auffgemerckhet, auszagen, Franciscus habe Strimpf vndt Schueh getragen, vndt Seÿ mitt Einem lederrinnen gürtell begürtet gewesen. Die Cappuzinner aber, zu Sonderlicher zierdte machen, an ihrem diebszstrickh, grosze knöpfe. dieses allesz geschihet von ihnen durch vbergrosze demuth, vndt zu groszem verdienst.
     Sie ziehen ihre kleider zu keinem Maal ausz, alsz wenn Sie ausz noth der leüsen Sich müszen Erwehren, vndt dieselben ablesen, oder pletzen daran[altered] zu setzen, Sie Setzen auch wol Einen alten lumpen, auff Eine Newe kutten, Nur ausz lauterer scheinheÿligster demuth, Die kappen ist zusammen geschmiedet ausz dreÿen verscheidenen Stuckhen, der H # <right margin: # dreyfaltigkeit> dreÿfaltigkeit, zu Ehren, vndt So Ein kleidt zu tragen
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<left margin: Eÿ der heiligen leut, wie werden Sie Iezo zu widerteufferen? dz ist Ia kezerischer katzendreckh!> heiszet, von Newem getauffet werden. Ich habe Inn vornemher Fürsten vndt herrenstandtsz Personen, ihren heuseren gesehen, kleine Kinderlein, von 6. Inn 7. Iahren, Inn Solchen Eulenspiegellsz Cappuziner Kleideren Prangende. Vndt thun ihre mütteren Solches zu dem Endt, den guten kinderen, liebe vndt Ehrerbietigkeit, gegen den Franciscaner Orden, Inn ihre herzen Solcher gestallt Ein zu pflanzen.
     Solte aber Ein Cappuziner Sonder Seinen diebszstrickh Sterben, der ist ohn allen heiligen verdienst desz Franzen verstorben; vndt wurde wol an Seiner Seeligkeit gezweiflet werden.
                    Caput VI.
     Vnterschiedtne art zu Casteien, die Inn der
          Cappuzinerobservanz vblich[umlaut on v]: zu
          welcher Sie zum theil, durch ihre
          ordenszreglen, vndt Satzungen, verbunden Sein;
          andersztheilsz aber ausz Eigenwilliger
          heÿligkeit Sich verknüpfet machen.
Durch die heÿlige Constitution der Minoriten, ist andòchtiglich versehen, dz So Einer Reiten Solte, auszer leibesschwachheit, oder getrieb Euszerster anderer noth, Er Ein todtsündt begangen habe. Allein der heÿlige Franciscus, der Vnsersz herrGottsz Fabian ist, Ritte oftermal auff Einem Eszell.
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     Ferner So ist auch Ein todtsündt, So Einer heimlich, vndt Sonder vorbewuszt, Seines Oberen, Etwz besitzen thòte, dz mehr, alsz Ein halben thaler werth were, Stürbe Ein Solcher Ordens Mann, vndt hettsz dem Prior nicht gebeichtet, der Soll nit nach gewohnheit der H. Kirchen begraben werden. dz ist Clarlich zu Sehen, Inn der auszlegung, der Ordenszregell,
     Man laszet Sie auch nit gevatteren Sein, vnd <right margin: damitt so verschimpfen die böse buben den H. Ehestandt ausz dem Sie doch Sein herkommen. dz heiszt Gottsz ordtnung Schenden.> dz Sie Ein kindt Solten ausz der tauff heben, denn dz halten die heilige leut für Ein Ergernusz, weÿl die heilige Regell Franciscij Solchsz verbeutet.
     Esz ist Ein vblicher[umlaut on v] gebrauch vnter den Cappuzineren, dz Sie den gebehrenden[altered] Frawen, Inn kindesznöthen, Ein heÿliges Spòltlin holtz, von Francisco, zusenden, oder geben ihnen dz Pülverlin davon mitt weihwaszer Ein zu trinckhen, die geburt zu beförderen, ist genommen von Einer groszen Eichen, darausz gemachet werde, der wunder oder Pilgramszstab, darauff der heÿlige Franciscus Sich lehnete, wenn Er vber[umlaut on v] landt wallete Er welcher [several words deleted] <right margin: # vor groszer Ehrerbietung> Solchen nit hat wollen Inn die kirch tragen, Sonderen Ihn darvor herauszen, Inn die Erden gesteckhet, daran ist vnversehensz Ein wurzell kommen, vndt hernach Ein Sehr groszer baum herauszer gewachsen.
     Inn ihren kirchen auff dem Chor beÿ den Cappuzineren, hat man Einen trog voller Sandt, vndt Kalch, darein Sie den Speichell Speÿen[altered]: welches Sie
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dz Speÿfasz Nennen. Viele Cappuziner, die den Orden verlaszen haben, haben mir alsz glaubwürdige Zeugen zu Erkennen geben, Sie haben von Etlichen ihren Brüderen dz gesehen, dz Sie den Speichell, welcher ohnvermutensz Neben dz obgemelte fasz gefallen, wieder auffgeleckhet haben: Solches thaten Sie ihr fleisch durch die modification darmitt, zu zòmen. Vndt Solchsz Seÿ für Ein Sondersz grosze tugendt gehalten worden. Sie hetten auch gesehen, dz die Prioren, hetten den Ordenszbrüderen aufferleget, anderer Speichell, ausz bemelter vrsachen, auff zu leckhen.
     Esz ist Ein sehr vbliche[umlaut on v] gewohnheit vnter den <left margin: Baalszpfaffen.> Cappuzineren, dz Sie Sich Stechen, vndt bestòtigen[altered] mitt Solchem blut ihre gelübdte, an die H. Iungfraw Maria, alsz dann legen Sie papier auff die wunden, dz Soll auch Ein grosze andacht Sein.
<left margin: (a) dz will zwaar ihre Regell, aber ich habe zu Saulmur Inn der Minoriten Closter gesehen, dz Sie Esz zum theil beszer haben: also Sein sie Schòlckh vndt heuchler Inn der haut.>     (a) Sie ligen Inn ihren kleideren auff der banckh, vndt haben Nur Ein wenig Stroh vnter Sich, worauff Ein grober hònffines tuch angebunden, vndt genagellt ist.
     Sie halten dreÿerleÿ fasten; zwo ausz noth vnd gebott; die dritte aber ausz Eigenwilliger andacht. Die Regell vom H Francisco lehret Sie also thun. Ferner fasten Sie auch 2 tag vor Pfingsten, vndt alle Vigilien, oder H. Abendt vor vnser lieben frawentag, der Apostell, vndt der Heiligen von ihrem Orden.
     Welchen Sie Sonderlich wolgewogen Seindt, denen geben Sie Einige briefe, So Sie literas filiationis heiszen; die Sein vom Pabst bestòtigt, mitt welchen Sie
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Ertheilen dem gemesz allesz deszen So Sie halten, alsz ihres Strengen lebensz, pöenitenzereÿ, fastensz, vndt dergleichen, anderst nit alsz weren Selbige leut ihres Ordensz gliedere. hiemitt kan Inn der Sonderheit, Ein Edell-, oder Kauffmann, theilhafftig werden ihrer verdiensten vndt genugthung, alsz ob Er Eben selber Sothane gute werckhe Inn ihrem orden hette verrichtet, Dann Sie wollen Ia, dz Gott also auch voll, wie Sie Esz meinen, annehmen, Sothane filiationsbrief, zu bezahlung der Sünden Schulden.
     Sie gehen Nimmermehr ausz ihrem Closter herausz Inn die Stòtt, oder fleckhen. Sie haben dann vor mitt Einem fuszfall von ihrem Prioren Erlaubnusz desz auszgehensz Erlanget.
     Die Iunge brüderen derffen mitt den alten nit Reden, Sie haben dann vorhero die knie vor denselben gebeugt, vndt vnter dem Reden müszen Sie Ihren kopf vielfaltig naigen. Die Cappuziner geben auch den leuten zettelin, darauff der Naamen Iesus stehet, die müszen gut wider dz fieber Sein: vndt hiermitt vnterscheiden sie Sich von den Augustineren, welche Ein klein Stückhlin # <right margin: # ohngeseurtes> brot, an S. Nicolai Tolentini tag; So Ein Mönnich ihres Ordensz war # <right margin: # den leuten ausztheilen> denn Sie glauben dz Solch Ein biszlin brot, gar grosze krafft, wider die kranckheiten habe.
     Ihre Regell verbietet, dz Sie mitt keinerleÿ scheermeszer ihre haar, vndt baart sollen laszen butzen. Aber mitt der Scheeren mögen Sie Sich wol kolben: Ia Sie derffen auch kein Scheermeszer Inn ihrem Convent
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leiden, aber Sie laszen Sich vnter den Axlen Schrepfköpf- oder ventausen Setzen.
     Esz ist ihnen auch durch die gemelte Regell aller gebrauch desz gewürzes verbotten: So derffen Sie auch weder Aÿer noch Kòsz Eszen.