The Hartlib Papers

Title:Copy Extracts, Lady Ranelagh, In German
Dating:20 October 1656 - 14 January 1657
Ref:39/2/50A-55B: 51B, 54A-55B BLANK
Notes:Two copies of each extract: third copy in another hand at 39/2/56A.
[39/2/50A]

               Chester den 20. Octobr: 1656
Ich hoffe das ich werde sagen können, weill der H. ein diener ist aller kirchen Christi, vnd dieses ein verbündnis ist, die durch keine abgelegenheit der Örtter kan getrennet vnd aufgelöszet werden, dasz die gemeinschafft, die daher flieszet, gegen mir nicht dergestalt werde verfremdet sein, dasz Er mir nicht werde hören laszen, wie Sein Geist getrieben werde in dem wege, deszen Principia die weldt nicht kennet, vnd dasz der innerliche Trost der Ihm darin wird zu theil werden, Ihn nicht werde ermüden laszen, sondern Ihm krafft geben, dasz Er diesem Seculo immerfort ein zeüge sein möge, eines andern vnd beszern lebens als dasz jenige ist, welches bestehet vnd genoszen wird in vergnügung der Sinnen, vnd suchung seines eigenen interesse, zu welchen beiden der meiste theil der weldt, das leben suchet mitten in dem tode. Vnd dafern der H, etwas siehet, darin Er mich erwecken könne zu liebe vnd gutten wercken, bitte ich, Er wolle versichert, dasz ich zum wenigsten den willen habe, seine bestòndige vnd öfftere ermahnung beÿ aller gelegenheit zu æstimiren, als eine der grösten obligation, die Er wird legen können auff die jenige, die sich gerne bewehrt finden laszen zu sein.
               Dublin den 3. Novembr:
  Geehrter Herr.
Wan ich deszelben Christliche neigung zu mir betrachte, so hett ich mir so wenig einbilden können dasz ich zwene Monat gewest solte sein ohn ein word von Ihm zu hören, als ich woll vrsach gehabt habe, in erwegung meiner eigenen vnwürdigkeit, nimmer seiner Schreiben zu erwarten. Ich will aber desz Herrn stillschweigen ansehen, als ein newes experiment, woraus ich lerne, so lange wir im Leibe wallen dasz eine kleine entlegenheit der Örtter, oder ein fehler desz gedechtnüsz, oder einige dringende geschòffte, alle angenehme Conversation, leichtlich interrumpiren vnd auffheben kan. Dennoch daucht mir, das ich den argwohn nicht auf Ihn werffen kan, als ob ich in all der zeitt aus seinen gedancken, oder aus seinem Gebehtte solte ausgeschloszen gewesen sein, vnd vielleicht mag ich einen Nutzen davon empfangen haben, dasz ich darin bin zu gelaszen vnd gehalten worden, ob ichs gleich für jetzo nicht empfinde. In warheit, wan wir dasz jenige in den Creaturen antreffen, wasz vns zum meisten zum gutten antreibet, so erlangen wir die grösten wollthaten, die Sie vns thun können, wiewoll es vns mannigmahl im ersten ansehen vnd in dem gegenwertigen instant nicht gar zu behòglich sein mag. Vnd ich weisz, dafern ich aus des Herrn gedancken bin, dasz Er sie zu viell beszern objecten erhoben, vmb wesz willen ich Ihn billig mehr æstimire, als wegen der gewogenheit die Er mir erweiszet. Ich wolte Ihm dennoch gern hingegen bezeigen meine Freüntschafft, vnd werde erfreüet sein, nach seiner gutten gelegenheit etwas zu hören von der Intelligentz, die zu seiner vnsichtbahren Societòt belanget: den in den sichtbahren findet man wenig anders, als was vns dasz giebt zu klagen, vnd verlangen nach beszerung. Ich bitte, er lasze dem Ehrlichen Mann Mister Harmer wiszen, dasz ich je mehr vnd mehr von der fürtrefligkeit seines wercks vberzeüget werde, vnd dasz ich Ihm derhalben einen glücklichen Progress von hertzen wünsche: Würde mich auch darvber[umlaut on v] erfreüen wan dasz Parlament weise gnug wehre daszelbe zu befodern.
               Dublin den 31 Decembr:
Beÿ der letzen Post, empfing ich dasz aller erste Schreiben von dem Herrn welches mir seid meinem Abschiede von dannen zu handen kommen ist, vnd ich bekam zweÿ zugleich, dasz eine vom 9. das ander vom 22. dieszes, vernam auch darausz, dasz ich das dritte verfehlet hette, vnd schickte gleich nach dem Posthausze darnach zu fragen, kan aber bisz annoch nicht dahinten kommen: Es ist mir leid aus seinem Iüngsten zu vernehmen, das Er mit solchen groszen schmertzen beladen ist. Aber wie der H. woll saget, so ist kein beszeres Cordial darfür[altered], als in deszen dienst fleiszig vnd getreü zu sein, der nicht allein mehr für vns ausgestanden hatt, als wir für Ihn leiden, sondern auch mehr als wir begreiffen können, vnd der durch alle Pein vnd schmertzen, die Er vnsern leibern aufleget in vns wircket eine willigkeit, diesze leimerne hòuszer zu verlaszen, vnd beÿ Ihm zu sein, welches viell beszer ist als dasz aller beste, dasz auszer dem bedacht kan werden, vnd der beste weg beÿ Ihm zu sein, weill wir noch mit dem leibe von Ihm entfernet, das wir stetig beschòfftiget sein, Ihn in seinen gliedern zu dienen, zu denen sich vnsere güttigkeit als instrumenten seiner hand allein erstrecken kan, dieweill sie bis zu Ihm nicht reichen thut, der vnendlich vber all vnser Segen, preisz, lob vnd dienst ist./. Ich ersehe mich aus seinem letzten, dasz die lüste annoch in den Menschlichen gemüthern die gantze weldt vberstreitten, daher den die kriege vnd dasz gefechte im felde entstehet, wordurch die felder zu Blutt-acker, vnd gantze lònder zu Golgathæ werden. Gewislich, weil die Könige vnd Fürsten dieszer weldt, Ihre macht vnd vermögen zu solchen zerstörungen anwenden, so erweiszen Sie klòrlich, das Sie Ihre Macht dem thier /:im Apocalypsi:/ vbergeben haben, vnd das sie dieszelbe eher gebrauchen als Deputirte des Printzen in der lufft, der stets hervmbgehet, vnd suchet, wem er verschlinget, dan als leütte, die dasz Ebenbild desz jenigen tragen durch den Sie herschen, vnd dem Sie werden müszen Rechenschafft geben. Vnd ist es nicht ein töricht ding, dasz wir den jenigen Edler vnd gröszer achten, der da tödtet, als der dasz leben erhebet, der Menschen ertödtet, als der, der allen seinen fleisz anleget, zu erbauung ihrer Seelen vnd gemüter. Ist disz nicht nur nach dem ansehen, vnd kein rechtes gericht richten? oder was ist es anders? Ich höre gern, dasz der H. Duræus so gutte hoffnung hatt zu ausführung des frieden-wercks, vnter einem solchen kriegerischen vnd verderbenden geschlechte, wie dasz jetzige ist. Auszer zweiffel wird Er mit seinen Victorien dermahl eins eine viell herlicher Crone erlangen, als alle die jenigen so durch die schòrffe des schwerts erworben werden. Mittler weill Er aber damit beschòfftiget ist, ist es nicht eine schande, das man ihm noch seinen kleinen gestalt verkürtzen will. Wie kan der H. seinen freünd ein Augenblick ruhe laszen, bisz Er Ihm den Abgang wieder ersetze? Iedoch Gottes weiszheit erscheinet auch darin, das Er die verderbliche materie des Goldes vnd silbers so wenige wil dienen laszen zu solchen werken, wordurch Er am meisten in dieser weld geEhret wird. Ich habe den Herrn Cantzler My Lord Henry Cromwel desz Herrn Schrifften zu geschicket, seid dem aber habe ich Ihn nicht gesehen. Er bezeiget sich hie selbst gar löblich vnd discret; dahin gegen der meiste theil der leütte ein jedweder beschloszen ist,
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in seinem Antheil oder güttern, als in einem grabe vberstolp mit einem hauffen Erde, vnd mit sorgen, wie Er sie zu einer solchen fruchtbahrkeit bringen möge, dasz Er davon leben könne, in eben demselben Stoltz, Vberflusz vnd eittelheit, worvber das land ihre vorfahren ausgespeÿet hatt. Vnd ist fast hie kein ding so seltzam, als der gebrauch der vernunfft selbst, an deren stat ein hauffen fleischliche lüste ohne scham betrieben werden, welches wir vnter vns zu beklagen haben. Das Pacquet so verlohren ist hatt in sich enthalten the Healing motion oder den gesunden Rahtt. Ich wünsche, dasz die Ohren der jenigen zu denen es gerichtet ist, nicht gar zu sehr beÿ den leütten verstopffet wehren. Ich bitte Er lasz mir wiszen, wie es dem Teütschen Graffen vnd Mons: Schletzern gehet: Was für einen fortgang M. Harmers werck hatt, vnd wie sich dasz Parlament bezeiget mit der reformation, die so lange versprochen, vnd so hoch nohtwendig ist: Ich besorge aber, das Sie durch keine eüszerliche Macht oder stòrcke, sondern allein durch den Geist Gottes werde werck-stellig gemacht werden, in deszen gnade ich allezeit wünsche befünden zu mogen werden
               desz Herrn
                         geneigte freünd- vnd dienerin
                                        K. Ranalaugh
               Dublin den 14 Ian: 1657
   GeEhrter Herr./
Seit meinem letzten, bekenne ich vier schreiben von Ihm empfangen zu haben, mit vnterschiedlichen beilagen wordurch ich gnugsamb versichert werde, das mir Gott noch einen Platz giebt in ewren wollgewogenen gedancken, wiewoll ich gestehen musz keinen titul oder prætension dazu zu haben, sondern dasz es nur allein deszen gnade ist, der Ewre Christliche liebe zu mir wendet. Ich verwundere mich vber den Streit, zwischen Obrigkeit vnd Predigern in Religions sachen, solten Sie nach so langem disputiren noch können abgehalten werden, von der vnstreitigen pflicht, in der vbung Ihr gröstes werck bestehet, vnd durch welche, wan Sie getreü darin gefunden werden, Sie mehr licht vnd offenbahrung zu erleüterung ihres Disputabelen Rechtens bekommen können, als sie sonsten immer mehr erlangen werden, durch dasz feür, so sie einer gegen den andern mit Kibbeln vnd Zancken aufschlagen vnd anblaszen! Wolte Gott! dasz die Christen dem Ioch Christi, mit einem nidrigen gelaszenen geist zu Practisirung der jenigen vnzweiffelhafften wercken der gottsehligkeit sich in der thatt vnterworffen hetten, die ihnen hell vnd klar in seinem Testament befohlen sein, vielleicht würde so woll der Magistrat als die Prediger befinden, dasz Sie wenig anders mit solchem Volck zu thun hòtten, als Sie nur auf zu muntern, zu ermahnen vnd zu reitzen, das Sie im gutten immer völliger werden möchten. Dar keine Obrigkeit oder Kirchen diener die sich selber Christen nennen dürffen, kan ihn selber, ohn anstosz des gewiszens, einige macht nehmen, vber den innerlichen vnd essentialen theil der Religion, die weill es beÿ mònniglich vnleügbahr, das dieses allein ein vnmittelbahres werck des Geistes Christi in den Seelen der Menschen ist: gestalt dan alle macht, worvber Sie mitteinander streitten, ist allein die jenige, wordurch die Eüszerlichen formen, darinnen die Christen ihren sichtbahren Gottesdiensts zufolge, ihren innerlichen begriff thun stellen, regieret werden. Vnd weill niemand dieszen innerlichen begriff, /:welcher dasz rechte Modell der auszwertigen form sein solte:/ anderer gestalt, nicht als nur wie ein Instrument Gottes, so seinem negsten das licht für bròchte, welches Er selbst in der warheit empfangen hatt, geben kan; Was haben sie weitter mit dem Euszerlichen Weszen zu thun, als dasz Sie eine jedwede Partheÿ schützen, beÿ deszen geruhigen Vbung[umlaut on v], nach denen Vnterschiedlichen graden des lichts, so ein jedweder erlanget hatt, vnd vermöge deszen Er in einer gestalt des gottes dienstes wandelt? Dan sonsten ist eine jede gezwungene form, dem jenigen der darnach lebet nicht ein Gottes dienst, sondern nur ein dienst, den Er dem jenigen leistet der Ihn dazu zwinget. Nachdem mahl dasz Volck Gottes ein williges volck ist zu gutten wercken, wo zu es bereitet am tage seiner macht vnd nicht gewalt desz Magistrats, der gnug zu schaffen hatt mit bloszen bürgerlichen dingen, wan Er sich nur mit rechtem Ernst darauf legen wolte, damit dasz volck in Civiler Societòt zu vbung moraler tugenden vnd observirung gutter ordre gehalten würde; Welches aber immittelst vnter die bancke geworffen wird, die weill wir vnsz der bewegung vnd Commando der gewiszen /:die der H. Christus allein seiner macht vorbehalten hatt:/ anmaszen wollen. Es gedencket mir, dasz beÿ dem lang wehrenden Parlament ein groszer streit wahr vber der excommunication, ob die Prediger macht dazu hòtten oder die Kirche, oder Sie alle beide. Herrn Seldenij meinung wahr, man möchte eben so wol fragen, ob noch einige macht zu excommuniciren verhanden wehre, als wer sich derselben gebrauchen solte. Gleicher weisze, möchte die Macht in Religions sachen, worvber zwischen Obrigkeit vnd Predigern gestritten wird, noch beÿ keinem von beiden gefunden werden, sondern der H. Christus der immerfort ein lebendiges haupt seines leibes der Kirche bleibet, vnd in Ihm selbst die vollheit desz Geistes hatt, der auch versprochen hatt, allezeit beÿ seinem volcke zu bleiben, es zu leiten in aller warheit vnd ihr Tröster zu sein, der nicht von Ihnen genommen werden soll, hatt vielleicht der Obrigkeit vnd den Predigern kein ander werck vbergelaszen, als das Sie dasz Volck Gottes vnter Ihnen vnd durch ihre hülffe vnd zu thun sollen leben laszen, ein geruhiges vnd stilles leben, in aller gottsehligkeit vnd erbarkeit, worzu Sie von beiden theilen sollen ermahnet vnd [catchword: auff]
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auffgemuntert werden. Vnd ob Sie zu einiger zeitt von den gebohten Christi zu weit verfielen, das Sie diejenige gesetze vbertreten, worvber der Magistrat Richter ist, so lasz man Sie die straffe leiden, die Sie mit ihrem verbrechen verdienet haben. Dieses aber sind alleine meine einfòltigen gedancken, die ich gegen einen gutten freünd habe eüszern wollen, deszen liebe verhoffentlich ihre schwachheit bedecken vnd sie mir zu gutte halten wird. Ich habe sonst zweÿ bücher von dem Herrn empfangen, das eine ist gutt Bischoffisch, welche gutte leütte, weill ihnen nichts <beszers> anders gezeiget ward, als daszelbe dasz man von ihnen nam, wurden sie durch der andern ihre mischlòge, darin befòstiget, das sie glaubeten ihr forme vnd maniere des Gottesdienstes vnd Kirchen-regierung were die beste. Wan nu gleich diesze erkòntnisz die kleinste vnd geringste vnter vnsz wehre; dennoch so sie dem Herren Christo zu gehören, so wird ein wehe vber die jenigen auszgesprochen, die sie òrgern vnd es were gutt das keine òrgernis gegeben würde, weder den Iüden noch den Heiden, noch der Kirchen Gottes. Der H. schreibet mir von einem Collegio das alhie soll auffgerichtet werden, es ist die erste zeittung die ich davon gehöret; wie ich aber nachgefraget, habe ich befunden, dasz zwar davon geredet worden. Sagen vnd thun aber sind so offt zweÿ vnterschiedene dinge in dergleichen Sachen, dasz ich in sothanen discoursen nicht glauben genug stellen kan, vmb mich in der hoffnung zu erfreüen das ich den tag erleben solte darinne dieses werck erfüllet würde. Mannigmahl aber trògt es sich zu, das die leütte eines geschlechts, wan sie vberzeüget sind, das sie dieses oder jenes billig führnehmen solten, sich darvber mit dergleichen Declarationen vnd verheiszungen herführ thun die Gott der Herr in einem andern Seculo zur motion vnd anmahnung gebrauchet das werck zu vollen ziehen. Vnd heiszet es also öffters in solchen fòllen der eine sagts der ander machts; vnd ob nicht alle werck dieszer zeitt, die wir prætendiren zu vollen thun, von solcher conviction herrühren, die zu einer andern zeitt durch eine zu reichliche macht werden ausgeführet werden, will ich nicht eben sagen. D. P. habe ich gesehen, vnd zweÿ mahl mit ihm geredet weil ich hier bin. Ich will aber den Herrn nu nicht fragen, ob nicht der reichtumb so woll beÿ Ihm als beÿ N. vnd beÿ andern leütten, die damit beseszen sein, mehr sorgen, als liebe mit sich bringe./
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               Chester den 20. Octobr: 1656
Ich hoffe das ich werde sagen können, weill der H. ein diener ist aller kirchen Christi, vnd dieses ein verbündnis ist, die durch keine abgelegenheit der Örtter kan getrennet vnd aufgelöszet werden, dasz die gemeinschafft, die daher flieszet, gegen mir nicht dergestalt werde verfremdet sein, dasz Er mir nicht werde hören laszen, wie Sein Geist getrieben werde in dem wege, deszen Principia die weldt nicht kennet, vnd dasz der innerlicher Trost der Ihm darin wird zu theil werden, Ihn nicht werde ermüden laszen, sondern Ihm krafft geben, dasz Er diesem Seculo immerfort ein zeüge sein möge, eines andern vnd beszern lebens als dasz jenige ist, welches bestehet vnd genoszen wird in vergnügung der Sinnen, vnd suchung seines eigenen interesse, zu welchen beiden der meiste theill der weldt dasz leben suchet mitten in dem tode. Vnd dafern der H: etwas siehet, darin Er mich erwecken könne zu liebe vnd gutten wercken, bitte ich Er wolle versichert, dasz ich zum wenigsten den willen habe, seine bestòndige vnd öfftere ermahnung beÿ aller gelegenheit zu æstimiren, als eine der grösten obligation, die Er wird legen können auff die ienige, die sich gern wolte bewehret finden laszen zu sein.
               Dublin den 3. Novembr:
  Geehrter Herr.
Wan ich deszelben Christliche neigung zu mir betrachte, so hett ich mir so wenig einbilden können dasz ich zwene Monat gewest solte sein, ohn ein wort von Ihm zu hören, als ich woll vrsach gehabt habe, in erwegung meiner eigenen vnwürdigkeit, nimmer Seiner Schreiben zu erwarten. Ich will aber desz Herrn stilschweigen ansehen als ein newesz experiment, woraus ich lerne, so lange wir im Leibe wallen, dasz eine kleine entlegenheit der Örtter, oder ein fehler desz gedechtnüsz, oder einige dringende geschòffte, alle angenehme Conversation leichtlich interrumpiren vnd auffheben kan. Dennoch daucht mir, das ich den argwohn nicht auf Ihn werffen kan, als ob ich in all der zeitt aus Seinen gedancken, oder aus seinem Gebehtt, solte ausgeschloszen gewesen sein, vnd vielleicht mag ich einen Nutzen davon empfangen haben, dasz ich darin bin zugelaszen vnd gehalten worden, ob ichsz gleich für jetzo nicht empfinde. In warheit, wan wir daszienige in den Creaturen antreffen, wasz vns am meisten zum gutten antreibet, so erlangen wir die grösten wollthaten, die Sie vns thun können, wiewoll es vns mannigmahl im ersten ansehen vnd in dem gegenwertigen instant nicht gar zu behòglich sein mag. Vnd ich weisz dafern ich ja aus des Herrn gedancken bin, so ist es deswegen, dasz Er sie zu viell beszern objecten erhoben, vmb wesz willen ich Ihn billig mehr æstimire, als wegen der gewogenheit die Er mir erweiszet. Ich wolte Ihm dennoch hingegen gerne bezeigen meine Freüntschafft, vnd werde erfreüet sein, nach seiner gutten gelegenheit etwas zu hören von der Intelligentz, die zu seiner Vnsichtbahren Societòt belanget: dan in den sichtbahren findet man wenig anders, als was vns dasz giebt zu klagen, vnd verlangen nach beszerung. Ich bitte, er lasze dem Ehrlichen Manne Meister Harmer wiszen, dasz ich je mehr vnd mehr von der fürtreflichkeit seines wercks vberzeüget werde, vnd dasz ich Ihm derhalben einen glücklichen Progress von hertzen wünsche: Würde mich auch darvber Erfreüen wan dasz Parlament weisze gnug wehre daszelbe zu befordern.
               Dublin den 31 Decembr:
Beÿ der letzen Post empfing ich dasz aller erste Schreiben von dem Herrn welches mir seid meinem Abscheide von dannen zu handen kommen ist, vnd ich bekam zweÿ zugleich, dasz eine vom 9. das andern vom 22. dieszes, vernam auch daraus, dasz ich dasz dritte verfehlet hette, vnd schickte gleich nach dem Posthausze darnach zu fragen, kan aber bis annoch nicht dahinten kommen: Esz ist mir leid, aus seinem Iüngsten zu vernehmen, dasz Er mit solchen groszen schmertzen beladen ist. Aber wie der H. woll saget, so ist kein beszeres Cordial dafür, als in deszen dienst fleiszig vnd getreü zu sein, der nicht allein mehr für vnsz ausgestanden hatt, als wier für Ihn leiden, sondern auch mehr, als wir begreiffen können, vnd der durch alle Pein vnd schmertzen, die Er vnsern leibern aufleget, in vns wircket eine willigkeit, diesze leimerne hòuszer zu verlaszen, vnd beÿ Ihm zu sein, welches viell beszer ist, als
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dasz allerbeste, dasz auszer dem bedacht kan werden, vnd der beste weg beÿ Ihm zu sein, weill wir noch mit dem leibe von Ihm entfernet, das wir stetig beschòfftiget sein, Ihn in seinen gliedern zu dienen, zu denen sich vnsere güttigkeit als instrumenten seiner hand allein erstrecken kan, dieweill sie bisz zu Ihm nicht reichen thut, der vnendlich vber all vnser Segen, Preisz, lob vnd dienst ist./. Ich ersehe mich aus seinem letzten, dasz die lüste annoch in den Menschlichen gemüthern, die gantze weldt vberstreiten, daher dan die kriege vnd dasz gefechte im felde entstehet, wordurch die felder zu Blutt-acker, vnd gantze lònder zu Golgathæ werden. Gewislich, weil die Könige vnd Fürsten dieszer Weld Ihre macht vnd vermögen zu solchen zerstörungen anwenden, so erweiszen Sie klòrlich, das Sie Ihre Macht dem thier /:im Apocalypsi:/ vbergeben haben, vnd dasz Sie dieszelbe eher gebrauchen als Deputirte des Printzen in der lufft, der stets hervmbgehet vnd suchet wem er verschlinget, dan als leütte, die dasz Ebenbild deszjenigen tragen durch den Sie herschen, vnd dem Sie werden müszen rechenschafft geben. Vnd ist es nicht ein töricht ding, dasz wier den jenigen Edler vnd gröszer achten, der da tödtet, als der dasz leben erhebet, der Menschen ertödtet, als der, der allen seinen fleisz anleget, zu erbauung ihrer Seelen vnd gemühter. Ist disz nicht nur nach dem Ansehen, vnd kein gerechtes gericht richten? Oder was ist es anders. Ich höre gern, dasz der H. Duræus so gutte hoffnung hatt zu ausführung des frieden wercksz vnter einem solchen kriegerischen vnd verderbenden geschlechte, wie dasz jetzige ist, auszer Zweiffel, wird Er mit seinen Victorien dermahl eins eine viell herlicher Crone erlangen, als alle die jenigen so durch die schòrffe des schwerts erworben werden. Mittler weille Er aber damit beschòfftiget ist: Ist es nicht eine schande, das man Ihm noch seinen kleinen gestalt verkürtzen will? Wie kan der H. seinen freünd ein Augenblick ruhen laszen, bisz Er Ihm den Abgang wieder ersetze? Iedoch, Gottes weiszheit erscheinet auch darin, das Er die verderbliche materie des Goldes vnd Silbers, so wenig wil dienen laszen zu solchen wercken, wordurch Er am meisten in dieser weld geEhret wird. Ich habe den Herrn Cantzler My Lord Henry Cromwel des Herrn Schrifften zu geschicket, seid dehm aber habe ich Ihn nicht gesehen. Er bezeiget sich hie selbst gar löblich vnd discret; dahin gegen der meiste theil der leütte ein jedweder beschloszen ist, in seinem antheil oder güttern, als in einem grabe vberstolpt mit einem hauffen Erde, vnd mit sorgen, wie Er Sie zu einer solchen fruchtbahrkeit bringen möge, dasz Er davon leben könne, in eben demselben Stoltz, Vberflusz[umlaut on v] vnd eittelheit, worvber dasz land ihre vorfahren ausgespeÿet hatt, vnd ist fast hie kein ding so seltzam, als der gebrauch der vernunfft selbst, an deren statt ein hauffen grobe fleischliche lüste ohne scham betrieben werden, welches wir vnter vns zu beklagen haben. Das Pacquet so verlohren ist hatt in sich enthalten the Healing motion oder den gesunden rahtt, ich wünsche, dasz die Ohren der jenigen zu denen es gerichtet ist, nicht gar zu sehr beÿ den leütten verstopffet wehren. Ich bitte Er lasze mir wiszen, wie es dem deütschen Graffen vnd Mons: Schletzern gehet: Was für einen fortgang M. Harmers werck hatt, vnd wie sich dasz Parlament bezeiget mit der reformation, die so lange versprochen, vnd so hoch nohtwendig ist: Ich besorge aber, dasz Sie durch keine eüszerliche macht oder stòrcke, sondern allein durch den Geist Gottes werde werckstellig gemacht werden. In deszen Gnade ich wünsche allezeit befünden zu mögen werden
               desz Herrn geneigte freünd- vnd dienerin
                                        K. Ranalaugh
               Dublin den 14 Ian: 1657
   GeEhrter Herr./
Seid meinem letzten, bekenne ich vier schreiben von Ihm empfangen zu haben, mit vnterschiedlichen beilagen, wordurch ich gnugsamb versichert werde, dasz mir Gott noch einen Platz giebt in Ewren wollgewogenen gedancken, wiewoll ich gestehen musz keinen titul oder prætension dazu zu haben; sondern dasz es nur allein deszen gnade ist, der Ewre Christliche liebe zu mir wendet. Ich verwundere mich vber den Streit, zwischen Obrigkeit vnd Predigern in religions sachen, Solten Sie nach so langem disputiren noch können abgehalten [catchword: werden]
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werden, von der vnstreitigen pflicht, in der vbung[umlaut on v] Ihr gröstes werck bestehet, vnd durch welche, wan Sie getreü darin gefunden werden, Sie mehr licht vnd offenbahrung zu erleüterung ihres Disputabelen rechtens bekommen können, als Sie sonsten immer mehr erlangen werden, durch dasz feür, so Sie einer gegen den andern mit Kibbeln vnd Zancken auffschlagen vnd anblaszen. Wolte Gott! dasz die Christen dem Ioch Christi mit einem niedrigen gelaszenen geist zu practisirung der jenigen vnzweiffelhafften wercken der gottsehligkeit sich in der thatt vnterworffen hetten, die ihnen hell vnd klar in seinem Testament befohlen sein; vielleicht würde so woll der Magistrat als die Prediger befinden, dasz Sie wenig anders mit solchem Volck zu thun hetten, als Sie nur aufzumuntern, zu ermahnen vnd zu reitzen, das Sie im gutten immer völliger werden möchten. Dar keine Obrigkeit oder Kirchendiener, die sich selber Christen nennen dürffen, kan ihn selber, ohn anstosz des gewiszens, einige macht nehmen, vber den innerlichen vnd essentialen theil der Religion, die weill es beÿ mònniglich vnleügbahr, das dieszes allein ein vnmittelbahres werck des Geistes Christi in den Seelen der Menschen ist: gestalt dan alle macht, worvber Sie mitteinander streitten, ist allein die jenige, wordurch die euserlichen formen, darinnen die Christen ihren sichtbahren Gottesdiensts, zu folge ihren innerlichen begriff thun stellen, regieret werden. Vnd weill niemand dieszen innerlichen begriff, /:welcher dasz rechte modell der auswertigen form sein solte:/ anderer gestalt, nicht als nur wie ein Instrument Gottes, so seinem negsten das licht für bròchte, welches Er selbst in der warheit empfangen hatt, geben kan. Was haben sie weitter mit dem eüszerlichen Weszen zu thun, als dasz Sie eine jedwede Parteÿ schützen, beÿ deszen geruhigen Vbung[umlaut on v], nach denen Vnterschiedlichen graden des lichts, so ein jedweder erlanget hatt, vnd vermöge deszen Er in einer gestalt des gottes dienstes wandelt? Dan sonsten ist eine jede gezwungene form, dem jenigen der darnach lebet, nicht ein gottes dienst, sondern nur ein dienst, den Er dem jenigen leistet der Ihn da zu zwinget. Nachdehm mahl dasz Volck Gottes ein williges volck ist zu gutten wercken, wozu es bereitet am tage seiner Macht vnd gewalt des Magistrats, der gnug zu schaffen hatt mit bloszen bürgerlichen dingen, wan Er sich nur mit rechtem Ernst darauff legen wolte, damit dasz volck in Civiler Societòt zu vbung moraler tugenden vnd observirung gutter ordre gehalten würde; Welches aber immittelst vnter die bancke geworffen wird, die weill wir vns der bewegung vnd Commando der gewiszen /:die der H. Christus allein seiner macht vorbehalten hatt:/ anmaszen wollen. Es gedencket mir, dasz beÿ dem langwehrenden Parlament ein groszer streit wahr vber der Excommunication, ob die Prediger macht dazu hòtten oder die Kirche, oder Sie alle beide: Herrn Seldenij meinung war, man möchte eben so woll fragen, ob noch einige Macht zu excommuniciren verhanden wehre, als wer sich derselben gebrauchen solte. Gleicher weisze, möchte die macht in religions sachen, worvber zwischen Obrigkeit vnd Predigern gestritten wird, woll beÿ keinem von beiden gefunden werden; Sondern der H. Christus, der immerfort ein lebendiges haupt seines leibes der Kirche bleibet, vnd in Ihm selbst die vollheit desz Geistes hatt, der auch versprochen hatt, allezeit beÿ seinem volcke zu bleiben, es zu leiten in aller warheit vnd Ihr tröster zu sein, der nicht von Ihnen genommen werden soll, hatt vielleicht der Obrigkeit vnd den Predigern kein ander werck vbrig gelaszen, als das Sie dasz Volck Gottes vnter Ihnen vnd durch ihre hülffe vnd zu thun sollen leben laszen, ein geruhiges vnd stilles leben, in aller gottsehligkeit vnd erbarkeit, worzu Sie von beiden theilen sollen ermahnet vnd auffgemuntert werden.
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Vnd ob Sie zu einiger Zeitt von den gebohten Christi so weit verfielen, das Sie diejenige gesetze vbertreten, worvber der Magistrat Richter ist, so lasze man Sie die Straffe leiden, die Sie mit ihrem verbrechen verdienet haben. Dieses aber sind alleine meine einfòltige gedancken, die ich gegen einem gutten freünde habe Eüszern wollen, deszen liebe verhoffentlich ihre schwachheit bedecken vnd sie mir zu gutte halten wird. Ich habe sonst zweÿ bücher von dem Herrn empfangen, das eine ist gutt Bischoffisch, welche gutte leütte, weil ihnen nichts <beszers> anders gezeiget ward, als daszelbige dasz man von Ihnen nam, wurden Sie durch der andern ihre mischlòge, darin befòstiget, das Sie glaubeten ihr forme vnd manire desz Gottesdienstes vnd Kirchen-regierung were die beste. Wan nu gleich diesze erkòntnisz die kleinste vnd geringste vnter vnsz wehre, dennoch so sie dem Herrn Christo zu gehören, so wird ein Wehe vber diejenigen auszgesprochen die sie òrgern: Vnd es were gutt das keine òrgernis gegeben würde, weder den Iüden, noch den Heiden, noch der Kirchen Gottes. Der H. schreibet mir von einem Collegio dasz alhie soll auffgerichtet werden, es ist die erste zeitung die ich davon gehöret habe, wie ich aber nachgefraget, habe ich befunden, dasz zwar davon geredet worden: Sagen vnd thun aber, sind so offte zweÿ vnterschiedene dinge in dergleichen Sachen, das ich in sothanen discoursen nicht glauben genug stellen kan, vmb mich in der hoffnung zu erfreüen dasz ich den tag erleben solte darin dieses werck erfüllet würde. Mannigmahl aber trògt es sich zu, dasz die leütte eines geschlechts wan Sie vberzeüget sind, dasz sie dieszes oder jenes billig führnehmen solten, sich darvber mit dergleichen Declarationen vnd verheiszungen herführ thun, die Gott der Herr in einem andern Seculo zur motion vnd anmahnung gebraucht, das werck zu vollen ziehen. Vnd heiszet es also öffters in solchen fòllen: der eine sagtsz der ander machtsz. Vnd ob nicht alle wercke dieszer zeitt, die wir prætendiren zu vollen thun, von solcher conviction herrühren, die zu einer andern zeitt, durch eine zu reichliche Macht werden ausgeführet werden, will ich nicht eben sagen. D. P. habe ich gesehen, vnd zweÿmahl mit ihm geredet, weill ich hier bin. Ich will aber den Herrn nu nicht fragen, ob nicht der Reichtumb so woll beÿ Ihm als beÿ N. vnd beÿ andern leütten, die damit beseszen sein, mehr sorgen, als liebe mit sich bringe./